Lebensstile und Baukultur
39%
des Wohnungsbestands sind Eigenheime
(Hauseigentum)
Durch Technologiesprünge werden wir in den kommenden Jahrzehnten das Klimaproblem lösen. Die Schaffung von mehr Wohnraum hat nun erste Priorität
Nachhaltiges Bauen beantwortet mehr als die Frage, wie die Gebäudehülle beschaffen sein sollte. Ein Einfamilienhaus in Streusiedlungslage erfordert aufgrund notwendiger Infrastruktur – etwa Straßen – einen deutlich höheren Einsatz grauer Energie als der mehrgeschoßige Wohnbau in dichter Besiedlungsstruktur.
Anstieg der Wohnnutzfläche
pro Person in Österreich
Datenquelle: Amann/Lugger Wohnhandbuch 2016
Nachhaltigkeit ist auch eine Frage der Baukultur und von Lebensstilen. So steigt in Österreich nicht nur der Bedarf nach neuen Wohnungen durch eine erhöhte Bevölkerungszahl, sondern auch die Wohnfläche pro Kopf stark an. Lag sie 1971 noch bei 22,9 m² pro Einwohner und 1991 bei 32,7 m², liegt sie nun bei 44,7 m² pro Einwohner. Nachhaltig zu bauen bedeutet, Strukturen zu schaffen, die den Gesamtenergieverbrauch niedrig halten, etwa durch Siedlungsstrukturen, die keine Abhängigkeit von Individualverkehr auf Basis von fossiler Energie erzeugen. Dafür braucht es entsprechende Anreize. Ein Einfamilienhaus in Streusiedlungslage erfordert aufgrund notwendiger Infrastruktur – etwa Straßen – einen enormen Einsatz grauer Energie. Der Gesamtenergiebedarf eines Einfamilien-Passivhauses ist, bedingt durch den Mehraufwand der Erschließung, höher als für Mehrfamilienwohnhäuser nach derzeit gefordertem Mindeststandard.
Die Funktion des Gebäudes ist gegenwärtig selbst in einem Wandel begriffen: Waren Häuser früher in erster Linie Energieverbraucher, ändert sich durch die technologischen Entwicklungen bei erneuerbarer Energieproduktion und -speicherung sowie der Informations- und Kommunikationstechnologie zunehmend ihre Rolle. Gebäude werden immer mehr zu Energieproduzenten. Quartierslösungen, die eine 100%ige erneuerbare Energieversorgung gewährleisten, werden zu einem wichtigen Zukunftskonzept. Dabei geht es nicht nur um Optimierung, sondern auch um eine komplette Neuorientierung eines intelligenten Energiesystems, in dem die Nutzer eine maßgebliche Rolle spielen.